10. Juli
Am Versener Heidesee und auf Mansenberge wird die Calluna-Heide großflächig braun und scheint abzusterben. Verursacher ist vermutlich der Heideblattkäfer, ein natürlicher Gegenspieler der Heide, der
allerdings unter ungünstigen Bedingungen enorme Schäden bis zum Totalausfall der Heide für viele Jahre verursachen kann. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Hilfe verschafft eventuell das maschinelle
Abschoppern der Fläche, was allerdings 2000 bis 3000 Euro pro Hektar kosten kann. Das unterste Foto zeigt vermutlich die Larven des Käfers.
Heiden mit hohem Stickstoffeintrag sind besonders anfällig für Käferfraß. Im Emsland dürfte der Stickstoffeintrag aus der Luft bei 60 Kilogramm und mehr pro Hektar und Jahr liegen - verursacht durch
Straßenverkehr und Landwirtschaft. Das ist weit mehr, als Bauern in den 1950er Jahren ihren Äckern aktiv in Form von Mist und Mineraldünger zugeführt haben. Der hohe Stickstoffeintrag macht den
Erhalt der Heiden sehr schwierig und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Pflanzenwelt und damit die Tierwelt verarmen.
25. Juli
Die Auktion in Uelsen hat in diesem Jahr keinen so guten Absatz gefunden wie in den Vorjahren. Interessant war sie dennoch. Hier ein Bericht.
Für Ernst Wiener war es ein langer Tripp vom relativ flachen Niederbayern ins ziemlich flacher Uelsener Land in der Grafschaft Bentheim. Seit zwölf Jahren züchtet der gebürtige Österreicher mit
seiner Frau Marietta Eggmann in Reisbach in der Nähe von Landshut Bentheimer Landschafe - in diesem Jahr war er erstmals mit einem eigenen Nachwuchsbock bei der Auktion in Uelsen dabei.
Hulius heißt das gute Tier und war das mit Abstand das Tier mit dem längsten Anfahrtsweg, weshalb Züchter Wiener und sein Mitarbeiter Stefan Eichinger auch einen Sonderpreis der Gemeinde Uelsen mit
nach Hause nehmen konnten. Wiener ist durch die Zucht von spanischen Herdenschutzhunden aufs Schaf gekommen - sozusagen. "Meine Frau kümmert sich seit Jahren intensiv um ihre Mastin Espanols", sagt
der ehemalige Bühnenbauer. Bis zu 90 Kilogramm schwer werden diese wachsamen Hunde. "Ein Freund von uns züchtete die Rasse in der Grafschaft Bentheim und er hatte und hat bis heute Bentheimer
Landschafe", sagt Erich Wiener.
Bei früheren Besuchen gefielen ihm die Schafe so gut, dass er und seine Frau eine Herde mit inzwischen 52 Mutterschafen aufgebaut haben. Auf ihrem acht Hektar Grünland umfassenden Einödhof leben die
Hunde bei den Schafen. Viele, die zuvor in Spanien an das Bewachen von Herden gewöhnt worden sind, gehen dann über den Hof Eggmann-Wiener in Gebiete, in denen noch immer oder wieder Wölfe
leben.
So hatte also Ernst Wiener eine illustre Geschichte zu erzählen, während die Organisatoren in Uelsen ein umfangreiches Rahmenprogramm auf die Beine stellten. Gefördert mit Mitteln der Europäischen
Union hatten der Leiter des Tierparkes Nordhorn Thomas Berling und viele Mitstreiter erstmals einen Grafschafter Haus- und Nutztiertag ausgerufen, bei dem nicht nur die besten Zuchttiere bei den
Bentheimer Landschafen im Mittelpunkt standen, sondern wie gewohnt auch Schwarz- und Weißkopfschafe. Das Stammbuch für Kaltblutpferde Niedersachsen führt in Uelsen zeitgleich mit der Schafauktion
schon seit rund 20 Jahren eine Schau und Aufnahmeveranstaltung für Stuten und Fohlen der Rassen Rheinisch-Deutsches Kaltblut, Freiberger, Hannoversches Kaltblut und Schwarzwälder durch.
Kutschfahrten, Streichelzoo mit Bentheimer Schweinen, Eseln, Zackelschafen und Kaninchen, Informationsstände von Tourismusvereinen sowie eine Oldtimer-Treckerschau zeigten, welche Bedeutung
inzwischen der Auktionsstandort Uelsen erlangt hat.
Bentheimer wurden zum inzwischen 15. Mal in der Grafschaft gekört und versteigert, Uelsen ist die bundesweit einzige ernst zu nehmende Kör- und Absatzveranstaltung. Vorher war die Rasse jahrelang im
emsländischen Twist und in Lingen vermarktet worden - das Emsland zählt zum Ursprungsgebiet der Rasse.
In diesem Jahr lagen denn auch emsländische Züchter ganz vorn. Unter 66 aufgetriebenen Tieren stellte Ursula Mehlbaum aus Haselünne den besten Jährlingsbock und damit auch den Gesamtsieger. Ein Bock
von Thomas Hasken aus Emsbüren wurde von den Richtern zum Reservesieger erklärt. Den besten Lammbock stellten Heinrich und Margret Heidotting aus Twist. Beide wurden zudem dafür geehrt, dass sie als
einzige Züchter seit 15 Jahren ununterbrochen in Uelsen Böcke aufgetrieben haben. Die Familie Heidotting hält seit mehr als 100 Jahren Bentheimer Landschafe und ist damit der traditionsreichste
Betrieb. Der Blekker-Hof aus Uelsen hat die beste Zuchtgruppe gestellt und bekam einen Sonderpreis. Bei den Schwarzkopfschafen lagen Klaus Wuttke aus Krummhörn und Johann Vrielink aus Nordhorn vorn.
In der Kategorie der inzwischen schon selten gewordenen weißköpfigen Fleischschafe siegte Hannes Warnke aus Butjadingen.
Die anschließende Versteigerung der Zuchtböcke lief nicht so gut wie in den Vorjahren. Zwar wurden zwei Bentheimer für 1800 beziehungsweise 1000 Euro teuer verkauft, aber 24 von gut 60 gekörten
Tieren und neun von zwölf Fleischschafen fanden keinen Abnehmer. Die Durchschnittspreise lagen bei den Bentheimer-Jährlingen bei 533 Euro (2008: 517 Euro) und bei den Lammböcken bei 363 (405).
Schwarz- und Weißkopfschafe fanden nur wenige Käufer, weshalb deren Züchter ein Sonderlob von Klaus Gerdes, Michael Gertenbach und Heiko Schmidt vom veranstaltenden Landes-Schafzuchtverband Weser-Ems
(LSV) für ihr Durchhaltevermögen erhielten.
Gertenbach vom bedauerte das Fehlen der Käufer in diesem Jahr. Dieses hat aber wohl noch nichts mit der befürchteten Krise in der Schafhaltung zu tun, die LSV-Vorsitzender Heiko Schmidt zuvor beim
erstmals durchgeführten Lammessen prognostiziert hatte. In Gegenwart zahlreicher Politiker, unter ihnen der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Steineke und der CDU-Landtagsabgeordnete Reinhold Hilbers,
dazu Landkreis- und Gemeindevertreter sowie verdiente Züchter, warnte Schmidt vor einer weiter ausufernden Bürokratie für die Schafhaltung. Werde wie geplant die Einzeltierkennzeichnung eingeführt,
werden nach seiner Einschätzung noch mehr kleine Tierhalter aufgeben - und das "ohne Nutzen für den Verbraucherschutz". Gerade die kleinen Züchter seien aber enorm wichtig. Schmidt zeigte sich bitter
enttäuscht sowohl von der niedersächsischen Landesregierung als auch von Agrarministerin Ilse Aigner, die bisher nichts für die Schafhalter getan hätten.
Für den niederbayerischen Österreicher Ernst Wiener war die Auktion am Ende ein Erfolg. Seinen Bock "Hulius" konnte er relativ teuer verkaufen. Gleichzeitig ersteigerte er für 1800 Euro den teuersten
Bock der Auktion - einen Jährling aus dem Betrieb Hans Holtkamp in Hamminkeln in Nordrhein-Westfalen.
Das Foto zeigt die Siegertiere und ausgezeichnete Züchter mit ihren Schafen.
19. August
Erstmals ist am Versener Heidesee ein Exemplar des Lungen Enzians gefunden worden. Die Pflanze steht auf der Roten Liste und kommt bevorzugt an sandig, sauren oder torfigen Gewässerrändern vor.
Möglicherweise ist sie schon länger am See vorhanden, bisher aber übersehen oder von den Schafen abgefressen worden.
24. August
Exkursion zum Versener Heidesee - Unter dem Motto "die Farben des Moores" haben am Sonntag 33 Interessierte an einer Wanderung unseres Vereins gemeinsam mit dem Naturschutzbund teilgenommen.
29. September
Ein Alpenstrandläufer hat den niedrigen Wasserstand am Heidesee genutzt, um auf dem Durchzug nach Futter zu suchen.
1. November
Die ersten Zugvögel finden sich am See ein, darunter auch einige Singschwäne. Außerdem nutzt eine Uferschnepfe wie bereits im Vorjahr die Heide als Rückzugsraum bis zum Winter.
18. November
Der NDR bringt am Mittwoch im Dritten Programm in der Reihe "Expeditionen ins Tierreich" den Film: "Das Emsland - Niedersachsens wilder Westen". Darin spielen Bentheimer Landschafe und die von ihnen
gepflegten Landschafe eine Rolle. Eine Filmsequenz hat der Tierfilmer Ralph Schieke
www.macrotele-film.de an einem Morgen im August 2008 in unserem Naturschutzgebiet Mansenberge gedreht und dabei unsere Schafherde gefilmt. Hier zwei Fotos von den
Dreharbeiten.
22. November
Etwa 20 Züchter des Bentheimer Landschafes haben sich in Dülmen/NRW getroffen und aktuelle Probleme beraten. Hier ein Bericht.
Der Bestand des Bentheimer Landschafes stagniert bei 2200 Zuchttieren, die Zahl der Böcke ist dagegen kleiner als angenommen: Das ist das Ergebnis einer überregionalen Züchtertreffens in Dülmen in
Nordrhein-Westfalen.
Bei dem Treffen diskutierten etwa 20 Herdbuchzüchter gemeinsam mit Vertretern dreier Landesschafzuchtverbände. Federführen in der Bentheimer-Zucht ist nach wie vor der Landesschafzuchtverband
Weser-Ems (LSV) mit den Schwerpunkten Grafschaft Bentheim und Emsland. Insgesamt gibt es in Weser-Ems 770 eingetragene Mutterschafe und 30 Böcke, in Schafzuchtverband Hannover, zudem der
Verbreitungsschwerpunkt Diepholzer Moorniederung zählt, sank die Zahl der Tiere von 548 im Jahr 2008 auf 469 im Jahr 2009. In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der eingetragenen Mutterschafe von 347
im Jahr 2007 auf 328 im Jahr 2008. Neuere Zahlen lagen nicht vor. Weitere Bestände gibt es in den neuen Bundesländern, Bayern und dem Saarland. Insgesamt gibt es einige Hundert Tiere weniger als im
Jahr 2005, als das Bentheimer Landschaf zur bedrohten Nutztierrasse des Jahres ernannt worden war und es etwa 2500 Zuchttiere gab.
Ein Grund für den Rückgang ist neben der allgemein abnehmenden Schafhaltung vermutlich die Blauzungenkrankheit, der vor den gezielten Impfkampagnen der Jahre 2008 und 2009 besonders viele Bentheimer
zum Opfer gefallen waren. Tierärztin Dr. Antje Hamann-Tölken von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen empfahl allen Schafhaltern, ihre Bestände auch 2010 zu impfen und zwar selbst dann, wenn die
Bundesländer aus Kostengründen von einer allgemeinen Impfpflicht abrücken sollten. "Wenn wir nicht impfen, gefährden wir den Erfolg aus den Vorjahren und setzen die Tiere der Gefahr einer tödlichen
Erkrankung aus", sagte die Veterinärin in Dülmen.
Henrik Wagner, Rassebetreuer der Gesellschaft zur Erhaltung bedrohter Haustierrassen, hat im Rahmen seiner Doktorarbeit als Veterinär den Bestand der Bentheimer genau untersucht und ermittelt, welche
Tiere es wo tatsächlich noch gibt. Das Problem: Tierzucht ist Ländersache und jedes Bundesland verwendet eigene Kennzeichnungsschlüssel für Schafe. Wechselt ein Schaf das Bundesland wird es oft
ummarkiert. Wird es dann im alten Bundesland nicht aus den Beständen gelöscht, gebe es ein Schaf plötzlich doppelt, sagte Wagner. Dies sei in der Vergangenheit häufig passiert, so dass von offiziell
145 lebenden Zuchtböcken bundesweit wohl ein Drittel gar nicht vorhanden sei, was die Zuchtbasis der Rasse deutlich verkleinere und die Gefahr der Inzucht erhöhe. Ziel müsse eine einheitliche
Kennzeichnung der Schafe sein, forderte Wagner, der aufgrund seiner Daten theoretisch Anpaarungsempfehlungen für ganze Herden geben kann. Zuchtleiter Klaus Gerdes schloss sich dieser Forderung
an.
Bei seinen Untersuchungen hat Wagner festgestellt, dass der Beginn eines Zuchtprogramms gegen die Schafkrankheit Scrapie dazu geführt hat, dass zwei von nur noch fünf aktiven Bocklinien besonders oft
im Bestand vorkommen, so dass eine genetische Verarmung einzutreten drohe, beziehungsweise schon eingetreten sei.
Klaus Gerdes und LSV-Vorsitzender Heiko Schmidt erläuterten noch kurz die bevorstehende elektronische Kennzeichnung von Schafen, die ab 2010 "trotz Protesten der Schafhalter" verpflichtend werden
soll. Eine Durchführungsverordnung wurde aber bisher nicht erlassen, so dass Details erst Ende des Jahres bekannt werden dürften.
Das Foto zeigt Gastgeber Alfred Letterhaus mit seinem Zuchtbock. Rechts Heiko Schmidt vom LSV Weser-Ems.
24. Dezember
Herzliche Weihnachtswünsche vom Verein Land Unter an alle Besucher unserer Seite. Weiße Weihnacht bedeuten für unsere Schafe ein etwas anstrengenderes Leben als sie es gewohnt sind. Aber trotz des
Schnees finden sie genug Nahrung und können sich wenn sie wollen an einem Strohballen bedienen.
Regelmäßig übernachten wieder Sing- und Zwergschwäne auf dem Versener Heidesee. Am Tag ziehen sie auf die umliegenden Maisäcker. Das untere Foto zeigt ein Eltern- und ein Jungtier. Der Osnabrücker
Biologe Axel Degen hat mitgeteilt, dass der Schwan "Helsinki EJ0782" sich wie im Vorjahr nahe Versen niedergelassen hat. 2008 hatte er mit seinem Partner neun Jungtiere aus Finnland ins Emsland
geführt- in diesem Jahr sind beide ohne Nachwuchs da. Der Schwan "Helsinki EJ0782" wurde vor 14 Jahren in der finnischen Provinz Häme, 1350 Kilometer vom Emsland entfernt, geschlüpft und später von
Forschern beringt worden.